Achtung – dies ist keine Dokumentation! Was wissen wir schon über Satanismus? Der Film „Realm of Satan“ spielt mit den Erwartungen der Zuschauer*Innen und zeigt den Alltag von Satanist*Innen – beim Wäsche waschen, Auto putzen, Hexenbesen-binden und Dolch-schmieden. Eine Mischung aus Realität, Fiktion, Kunst und Horror – Magdalena hat den Film unter die Lupe genommen.
Hard facts: 1h20min, USA, Englisch mit englischen Untertiteln, Kollaboration mit der Church of Satan, Regie Scott Cummings – von uns ab 18 Jahren empfohlen
“Es ist ein satanistisches Ritual.” – Scott Cummings
So spricht der Regisseur Scott Cummings vor der Leinwand in der Urania, bevor die Vorführung startet. Der Film beginnt unmittelbar mit der Geburt einer Ziege. Inszeniert vor schwarzem Hintergrund, den Fokus ausschließlich auf die gebärende Ziege gerichtet. Wir erleben die ersten Momente des Kitzes auf der Welt.
Alltag, Hobbies und Leben der Satanist*Innen
Die nächsten Szenen sind weniger intensiv, dafür ist die Kamera genauso statisch fokussiert. Frontal auf eine Szenerie eingestellt, in der sich dann alltägliche Situationen der Satanist*innen zeigen – dazu werden immer wieder ein paar religiöse Rituale eingestreut. Eine Frau zeigt ihren Raben, der sprechen kann. Ein Zauberer führt seine faszinierende Magie vor. Zwischendurch wird auch ein Hexenbesen gebunden oder Satan angerufen. Und dann wieder Wäsche aufgehängt oder das Auto geputzt.
Gut, dass der Regisseur gleich am Anfang geklärt hat, dass es sich bei “Realm of Satan” nicht um eine Dokumentation handelt. Der Film ist rein ästhetisch, aber er erweckt schnell den Eindruck einer tatsächlich realen Darstellung dieser Leben. Eine erzählende Stimme, die das Ganze in einen Kontext setzt, gibt es nicht.
Zwischendurch wird mit der Erwartungshaltung der Zuschauer*innen gespielt. So schwebt plötzlich ein Dolch in den Händen einer Frau, der Hohepriester ist auf einmal untenrum eine Ziege und im Wald wird mit Fackeln in hübschen Kostümen getanzt. Ebenso wird zwischen diesen Einstellungen auch eine Orgie in Lederanzügen gezeigt. Die zunächst etablierten Personen erscheinen erneut, man erkennt sie wieder und folgt ihnen auf dem Weg zu einem gemeinschaftlichen satanistischen Ritual.
Das „Selbst“
Die Szenerien und Darstellungen wurden sowohl vom Regieteam als auch von den involvierten Satanist*innen erstellt. Der Kameramann Gerald Kerkletz meinte, sie wären eigentlich selbst Produktionsdesigner. Denn die Religion und damit oft das Leben der Anhänger*innen ist auf die Ästhetik und die Gestaltung der eigenen Umwelt gerichtet. Die Religion dreht sich um das “Selbst”, es ist eine Gegenposition zu den “selbstlosen” Glaubensrichtungen.
Fazit: Grusel-Stimmung und ein bisschen Magie
Eine gute Mischung aus tatsächlicher Lebensweise, falschen und bedienten Erwartungen der Zuschauer*innen und eine Prise Magie machen den Film außerordentlich interessant. Empfehlenswert für alle, die mal in die Welt eintauchen möchten oder sich die Halloween-Stimmung noch etwas länger beibehalten wollen.