Drei Lehrer und ihr Abendprogramm: Andreas Ferner widmet sich seinem Hauptberuf derzeit nur auf der Bühne. Markus Hauptmann geht mit Radiolegende Udo Huber auf Zeitreise. Und Stefan Haider ist vom coolsten Religionslehrer Österreichs zum Direktor aufgestiegen.
Was haben Andreas Ferner, Stefan Haider und Markus Hauptmann gemeinsam? Alle drei sind Lehrer. Alle drei stehen abends auf der Kabarettbühne. Und alle drei konfrontieren ihr Publikum mit den Höhen und Tiefen des Schulalltags. Noch. Denn die Zeichen stehen auf Veränderung. Ferner verabschiedet sich vorläufig als Lehrer in die Karenz ohne Bezüge, um mehr Zeit für Kabarett und Schauspielerei zu haben. Und Hauptmann bleibt zwar hauptberuflich der Volksschule treu, als Kabarettist arbeitet er aber intensiv an einem neuen Programm, in dem es nicht mehr um Bildungsthemen gehen wird, sondern um die 1980er-Jahre.
Hauptmanns Bühnenpartner wird dabei niemand Geringerer als Udo Huber sein – der Mann, der so häufig für eine Pointe herhalten musste. Denn als Radiomoderator hatte er in den 1980ern jedem, der einen Song auf Kassette aufnehmen wollte (wer’s noch kennt), einen Strich durch die Rechnung gemacht, indem er kurz vor Ende dem Lied hineingequatscht hatte.
Lackierte Fingernägel im Kabarett Niedermair
Stefan Haider jedoch bleibt der Schule voll und ganz treu. Als Direktor der BAfEP (Bildungsanstalt für Elementarpädagogik) und der Modeschule in Wiener Neustadt, der zusätzlich immer noch ein paar Stunden Religion unterrichtet, stellt er sich auch mit seinem neuen Programm „Director’s Cut“, das soeben Premiere gefeiert hat, alle paar Wochen auf die Kabarettbühne und plaudert aus der Bildungsanstalt. Einerseits zieht er dabei seine Schüler*innen durch den Kakao, andererseits hat man schon das Gefühl, dass er sie ernst nimmt und versteht.
„Bei meinen Klassen kommt das gut an“, erzählt er. „Manche fragen sogar, ob sie eh wieder vorkommen.“ Schließlich liefern sie ihm täglich neuen Stoff für seine Programme. Jenes Mädchen etwa, von dem er vor mehreren Jahren auf der Bühne erzählte, dass es sich in der Stunde die Fingernägel lackiert hatte, stand sogar einmal im Kabarett Niedermair stolz auf und rief: „Das war ich!“ Es kommt also fast schon einer Adelung gleich, wenn man dem Herrn Direktor als Vorlage dient. Sein Publikum schätzt Haiders feine Klinge – kein Wunder, hat er doch einen Ruf als coolster Religionslehrer des Landes zu verteidigen.
Bei „Director’s Cut“ liegt allerdings nun weniger auf dem Religionsunterricht, sondern auf Haiders Tätigkeit als Direktor. Es geht also mehr um Themen wie die Matura oder die Machtposition eines Schulleiters, gepaart freilich mit dem Willen eines Religionslehrers, die jungen Menschen so gut wie möglich zu unterstützen. Eine motivierende Botschaft hat er deshalb an alle Oberstufenschüler*innen und deren Lehrer*innen: „Wer es bis zur Matura schafft, muss auch die Matura schaffen. Das sollte allen Beteiligten klar sein.“
Von Online-Partnersuche bis Floridsdorf
Die Matura, insbesondere die Zentralmatura mit ihren Auswüchsen, kommt auch immer wieder bei Andreas Ferner vor. Überhaupt arbeitet sich der Hak/Hasch-Lehrer an den verschiedenen Problemen ab, die er im Bildungssystem ortet. Sein neues Programm „Nie mehr Schule“ hat er aber breiter aufgestellt als gewohnt. Es wird nämlich diesmal auch privat: Eine erfolglose Partnersuche im Internet hat ebenso Platz wie sein Floridsdorfer Background. „Im 21. Bezirk aufzuwachsen, ist besser als jede Lehrerausbildung“, meint er scherzhaft. Genau diese Lehrerausbildung hat er im Rückblick durchaus hinterfragt, weil er sich mehr Praxisnähe gewünscht hätte:
„Wenn ich seitenlange Unterrichtsvorbereitungen schreibe, dann arbeite ich nicht wie jetzt eh schon 60 Stunden pro Woche durch die ganzen Zusatzaufgaben, die uns Lehrern aufgehalst werden, sondern noch mehr.“
Was ihm hingegen zu kurz gekommen ist, war die Vorbereitung auf Themen wie Konflikte im Klassenzimmer, Mobbing, Umgang mit Eltern oder Notengebung. Zu Letzterer zieht er einen Vergleich mit dem Sport: „Jedem ist klar, dass die, die am härtesten trainieren, am erfolgreichsten sind. Aber in der Schule diskutiert man darüber, ob man fleißige Schüler mit guten Noten belohnen oder sie doch lieber abschaffen soll, um die weniger fleißigen nicht zu kränken.“ Vielleicht spielten auch all diese Dinge eine Rolle bei seiner Entscheidung, in Bildungskarenz zu gehen (solange es die Bundesregierung noch erlaubt).
„Jeder will den Behindertenparkplatz, aber keiner das, was dahintersteht“
Oder war es doch das Lehrer-Bashing, von dem Ferner die Nase voll hat? „Alle sind uns die drei Monate Ferien neidig, aber es ist wie mit einem Behindertenparkplatz: Niemand sieht das, was dahintersteht. Und diese andere Seite der Medaille will keiner haben. Sonst hätten wir ja keinen Lehrermangel.“ Am meisten ärgert Ferner, dass er dauernd hört, wie wichtig Bildung sei, „aber dass die Investitionen ins Schulsystem im Verhältnis zum BIP und die Bezahlung der Lehrkräfte unterdurchschnittlich sind.“
„Wir wollen Real Madrid sein, aber mit dem Budget und dem Trainingspensum eines Dorfvereins.“
Es ist aber nicht alles schlecht, betont Ferner. In den 25 Jahren, die er jetzt unterrichtet, hat sich auch sehr viel Positives getan: Zum Beispiel hat die Digitalisierung Einzug in die Schule gehalten, vielerorts mit Erfolg. Die Lehrkräfte gehen mit der Zeit. Aber eben meist aus Eigeninitiative und eher trotz statt aufgrund des Systems, meint er.
80er-Jahre-Songs von der KI
Die Digitalisierung hat auch Einzug bei Markus Hauptmann gehalten: Für sein nächstes Programm erstellt er gerade mithilfe der KI eigene 80er-Jahre-Songs. Der 52-Jährige reist nämlich zurück in seine Jugendzeit: „PLAY AND REC Wir haben die 80er erlebt und können uns erinnern“ soll das Programm in Anspielung auf Falcos seinerzeitigen Sager heißen.
„Ich wollte es eigentlich ‚32-16-8‘ nennen, aber damit hat keiner was anfangen können“, erzählt Hauptmann.
Verständnisloser Blick des 1981 geborenen Journalisten. „Siehst du, du auch nicht. ‚Unter zwounddreißig sechzehn acht herrscht Konjunktur die ganze Nacht . . .‘“ Ach so, „Skandal im Sperrbezirk“ von der Spider Murphy Gang, ja klar. Die wird genauso vorkommen wie die diversen Fernsehserien der 1980er. „Wie wir das alles dann miteinander verbinden werden, müssen wir noch erarbeiten.“ Dass es ein Erfolg wird, davon ist er überzeugt, denn „diese Retro-Geschichten funktionieren immer.“
Dass Hauptmann und Huber sich gefunden haben, ist der Courage des Kabarettisten zu verdanken: „Ich habe ihn im Sommer beim Tschauner zu einem Abend eingeladen, weil ich mir gedacht hab, ich kann nicht immer nur Witze auf seine Kosten machen. Und daraus ist eine hoffentlich großartige Zusammenarbeit entstanden.“ Schule ist kein Thema mehr für den Kabarettisten Hauptmann. „Es ist alles auserzählt bei mir. Weil es in Wahrheit immer dasselbe ist.“
Vor allem will er nicht auf eine einzige Rolle reduziert werden. „Und ich wollte immer schon diese 80er-Geschichte weiter durchziehen, die ich mit ‚80-90-00‘ angerissen habe.“ So hat das Programm geheißen, mit dem vor 15 Jahren seine Kabarettkarriere begonnen hat, bevor er sich mehr als eine Dekade lang inhaltlich der Schule gewidmet hat. Hauptmann geht also in doppelter Hinsicht back to the roots. Schauen wir mal, woran er sich tatsächlich noch erinnert . . .