Was sich liebt, das neckt sich. Und wenn zwei sich häkerln, freut sich der Dritte: Das Publikum. Und alle drei lachen über die KI.
Wenn ein Konzept funktioniert, warum sollte man es ändern? Flo & Wisch servieren in ihrem mittlerweile achten (wenn man die diversen Weihnachtsspecials als eines sieht) gemeinsamen Kabarettprogramm “Hörensagen” die gewohnte Mehlspeise. Den Tortenboden bildet ein bekannter Hit, das Fruchtgelee darüber besteht aus eigenen neuen Texten. Der Vergleich mit der Torte passt insofern, als ihr Humor sehr viel Süße hat. Ja, sie sind mitunter flapsig und frech, und ja, sie schieben teils kohlrabenschwarze Wuchteln. Aber sie bleiben damit immer über der Gürtellinie, sodass man getrost auch jüngeres Publikum mitnehmen kann.
Kabarett, KI & Digital Detox
Das war beim vergangenen Weihnachtsprogramm so, und das ist auch bei “Hörensagen” so. Im neuen Programm widmen sie sich dem Überthema, das derzeit en vogue ist: KI mit allem, was dazugehört, von ChatGPT bis Digital Detox. Und gerade der Chatbot macht deutlich, wie gefährlich Halbwissen sein kann, noch dazu Halbwissen vom Hörensagen. Wobei ja angeblich ChatGPT wieder dümmer wird – vielleicht, um sich uns anzupassen? “Eine elektrische Zahnbürste ist mittlerweile intelligenter als 80 Prozent ihrer Benutzer”, sagt Wisch folgerichtig. Um gleich darauf Flo davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, aufs Handy zu verzichten (wer’s ihm glaubt).

Flo wiederum hadert mit dem überreichen und doch nicht zufriedenstellenden Angebot auf Netflix. Gleichzeitig ärgert er sich aber auch über das lineare Fernsehen, in dem es irgendwie immer nur Krimis spielt. Und er macht sich über Online-Bewertungen lustig (wer glaubt denen?). Womit wir bei einem weiteren großen Themenblock des Abends wären: dem Reisen. Schließlich haben Flo & Wisch als durchs Land tourende Kabarettisten jede Menge Erfahrung damit. Aber nicht nur sie reisen, sondern auch mehr als 400 Millionen Pakete, die jährlich in und nach Österreich verschickt werden. Und natürlich ist auch Wisch nicht gefeit davor, im Sende- und Rücksende-Chaos zu versinken.
Ein Running Gag vom Hörensagen
Darüber wiederum macht sich Flo lustig. Überhaupt nimmt er seinen Bühnenpartner wieder einmal ordentlich auf die Schaufel. Als Running Gag fungiert diesmal Wischs angeblich bevorstehende Vaterschaft – zumindest weiß Flo vom Hörensagen davon. Und es braucht einen ganzen Abend, um ihn erfolglos davon zu überzeugen, dass da nichts dran ist. Egal, einmal am Haken kommt Wisch nicht los, und im Viertelstundentakt setzt Flo dazu Pointen ab.

Womit einmal mehr bewiesen wäre: Gegen gefährliches Halbwissen vom Hörensagen hilft bestenfalls Nichtwissen durch Weghören. Dem Publikum gefallen die kleinen Schlagabtäusche zwischen den langjährigen Kumpels, die verbalen Torten ins Gesicht des jeweils anderen. Und mit dem Zuckerguss auf diesen Torten schmeckt auch gleich die beinharte Kritik der beiden an unserer technikhörigen, leichtgläubigen Wegwerf-Gesellschaft viel süßer.
Der Wiener Florian Roehlich (Jahrgang 1989) und der Steirer David Krammer (geboren 1990) sind seit 2012 als Duo bekannt. Damals wurden sie in der ORF-Talentshow “Die große Chance” Zweite hinter einem tanzenden Hund – aus dieser Erfahrung basteln sie ihr erstes Bühnenprogramm “Hoffnungslos” (2013). Aktuell touren sie mit ihrem neuen Programm “Hörensagen” durch Österreich.