Antonia Stabinger macht es uns “Angenehm” – oder doch nicht?

Auch auf Solopfaden erweist sich die Kabarettistin als scharfsinnige Beobachterin, die pointiert dem Feminismus huldigt.

Wenn eine Kabarettistin ihr erstes Soloprogramm “Angenehm” nennt, dann sollte man sich in Acht nehmen. Denn Kabarettist*innen zeigen doch meist eine gewisse Neigung zur Ironie. Und so stellt man bald fest: “Angenehm” (so der Titel) ist bei Antonia Stabingers Solodebüt zwar die Art und Weise, wie sie ihre Themen auf die Bühne bringt – die Themen selbst sind es aber nicht. Oder findest du Klimakrise, Altersarmut, Geschlechtergerechtigkeit und anstrengende Kinder angenehm? Eben.

Dabei beginnt alles so entspannt. Antonia Stabinger kommt nämlich als Schaumbad auf die Bühne, entspannender geht ja fast gar nicht. Doch dann geht es schon los mit dem unangenehmen Teil, wenn sie im Publikum Jugendpeinlichkeiten abfragt. Obwohl, so unangenehm kann es eigentlich gar nicht sein, so motiviert wie ihr geantwortet wird. Weiter geht es mit einem Fragenkatalog, der den Anwesenden hilft, sich selbst auf ihre Kindertauglichkeit zu prüfen. Denn eigentlich spricht nichts dafür, sich in dieser Welt voller Zukunftsangst, in der wir leben, fortzupflanzen. Oder vielleicht doch?

Say Hello to Clit Doris! (c) Antonia Stabinger

Hunde, Kinder, Klitoris 

Es liegt jedenfalls nicht an den Kindern selbst, sondern an ihrer Umwelt, wird schnell klar. Und wenn sie wüssten, was da noch alles auf sie zukommen wird, würden die kleinen Babys sofort wieder in die Gebärmutter zurück kriechen. Davon ist Antonia Stabinger überzeugt. 

“Geboren werden ist so krass, das ist wie sterben, nur verkehrt.”

Das Thema Geburt und Kindheit dient ihr als Vehikel für eine grundsätzliche Gesellschaftskritik, bei der Feminismus und Emanzipation breiten Raum einnehmen. Aber nicht nur. Sie macht sich auch über KI lustig und klopft das Verhältnis zum eigenen Körper und zur eigenen Person ab. 

Dabei agiert sie mit viel Körpereinsatz und hat viel Spaß daran, auf der Bühne in verschiedene Figuren zu schlüpfen, für die es ein gewisses Maß an Extrovertiertheit braucht. Lautstark imitiert sie verschiedene Hunderassen und Kinder. Oder sie verkörpert eine Klitoris, die sich für die “49-Prozent-Minderheit der Penis-Menschen in Österreich“ einsetzt. Auch hier zeigt sie eine enorme Stimmvielfalt.

In “Angenehm” beweist Antonia Stabinger einmal mehr ihre Qualität als scharfsinnige Beobachterin unserer Zeit, die dabei genauso sympathisch ist, wie ihre unterschiedlichen Bühnenfiguren witzig und doch entlarvend sind. 

Antonia Stabinger, bisher im Duo Flüsterzweieck mit Ulrike Haidacher oder mit dem Kleeblatt des Pub Quiz Bizarre – Magda Leeb, Elli Bauer und Sonja Pikart – unterwegs, hat nun ihr erstes Soloprogramm “Angenehm” vorgestellt. 

Schau hier her → Look here → Buraya bak → Pogledaj ovde → Nézd ide → Guarda qui → انظر هنا → Podívej se sem → Spójrz tutaj → Посмотри сюда → Виж тук → Nhìn đây →

knisternde Beiträge:

"Kultur ist nachhaltig" vegan" lit oida" glutenfrei" neurodivergent" neutral" kulturell" nonbinär" geil" Hafermilch?" chaotisch" richtig" bunt" verständnisvoll" multi" direkt" ...FÜR ALLE"