Das Spitzentuch der Königin – Theater an der Wien ** Wunderland, Piraten & Kabarett 

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Alice im Wunderland, Fluch der Karibik, Walzer-Musik, ein großes Karussell auf der Bühne, Tänzer*Innen mit Tierköpfen, Wiener Schmäh und Suderei – und ordentlich viele Witze über die Politik in den USA und Österreich. Flora & Manon waren in der letzten Vorstellung von “Das Spitzentuch der Königin”, einer Operette von Johann Strauss, im Theater an der Wien. 

A perfect Match: Operette & Kabarett

Worum geht’s?
Der König von Portugal hat nichts anderes im Kopf außer zu Essen und vernachlässigt seine Königin genauso wie die Staatsgeschäfte. In Wahrheit regiert Premierminister Graf Villalobos das Land und macht, dank Freunderlwirtschaft, ordentlich Profit. Doch dann kommt der Dichter Cervantes an den Königshof. Er ist aus Spanien geflüchtet, schreibt gerade an einem Buch das von Staatsintrigen und korrupten Politiker*Innen handelt (“Don Quijote”) und ist mit der Hofdame Donna Irene zusammen. Dem Premierminister ist das, was Cervantes schreibt, überhaupt nicht recht und versucht ihn einsperren zu lassen – woraufhin Cervantes gemeinsam mit Donna Irene einen (erfolgreichen) Plan schmiedet, um den König dazu zu bringen, Verantwortung zu übernehmen.

Trump, Kickl und die Habsburger – erschreckend aktuell. 

1880 wurde das damals renovierte Theater an der Wien mit dieser Operette wiedereröffnet. Es war eine gute Entscheidung, auch bei der diesjährigen Wiedereröffnung nach langer Renovierungszeit mit diesem Stück zu beginnen. Vor allem, weil die Operette erschreckend aktuell ist.

Theoretisch bildet der 16. portugiesische König Sebastian I. das historische Vorbild für den König in der Operette. Er wurde im Alter von drei Jahren (!)  auf den Thron gesetzt, dementsprechend regierten seine Mutter und Kardinal Heinrich das Land. In der Praxis ist man sich allerdings einig, dass das eigentliche Vorbild für die Handlung eher die aktuellen politischen Umstände zu Zeiten von Johann Strauss bildeten. Denn Kronprinz Rudolf (Habsburger und so) hatte andere Ziele für das Land als sein Vater Franz Joseph I. (Ja, genau dieser Franzl, der von der Sisi!), weshalb der Prinz und sein Ehrgeiz abgelenkt und anderweitig beschäftigt wurde – mit schönen Frauen. Wie war das noch gleich: “sex sells”? 

Diana Haller (Der König), Elissa Huber (Die Königin), Beate Ritter (Donna Irene), Arnold Schoenberg Chor, Ensemble (c) Werner Kmetitsch

Aber zurück zur Operette: Der Premierminister will Portugal an Spanien verkaufen (kommt uns bekannt vor – Ibiza, anyone?), der Finanzminister hat sich schön viel Geld auf die Seite gelegt (*hust* Grasser, Benko und Co. *hust*) und der König wird laufend mit Essen abgelenkt. Klingt irgendwie weit hergeholt und gleichzeitig viel zu bekannt. Neben übertrieben dargestellten Schauspielszenen und Wiener Dialekt (im etwas abgewandelten Libretto) sorgten einige parodische Schüsse gegen die sich gerade überschlagenden politischen Geschehnisse für laute Lacher im Publikum. Der Abend ist eine angenehme Flucht vor den absurden Geschehnissen der letzten drei Wochen und gleichzeitig wird alles gekonnt auf die Schaufel genommen.

Alles Walzer, auch in Portugal!

Beate Ritter (Donna Irene), Tänzer_innen, Arnold Schoenberg Chor (c) Werner Kmetitsch
Alexander Strömer (Marquis de la Mancha), Michael Laurenz (Graf Villalobos), Arnold Schoenberg Chor (c) Werner Kmetitsch

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