Größenwahn – Tricky Niki ** Große Kleinkunst für Kleine und Große

Blog Header mit Neonschrift Review Tricky Niki mit Publikum im Hintergrund

Tricky Niki findet in seinem Solo „Größenwahn“ zwar nicht die fehlenden zehn Zentimeter aus dem Untertitel – aber am Ende der Vorstellung vermisst sie auch niemand.

Eigentlich ist es platt und ausgelutscht und auch politisch nicht ganz korrekt, Wortspiele über die Körpergröße zu machen. Aber wenn schon der auftretende Künstler selbst damit anfängt, indem er nicht nur sein Zaubercomedy-Bauchredner-Programm „Größenwahn – Auf der Suche nach den fehlenden 10cm“ nennt, sondern diese Zeigefingerlänge auch dauernd anspricht, dann ist es einfach aufgelegt. Denn angeblich ist Tricky Niki 1,70 Meter groß. Aber so, wie er selbst darüber spricht, ist man geneigt, dieses Maß in Zweifel zu ziehen. Er wäre zumindest früher gerne zehn Zentimeter größer gewesen – und darüber lässt er sich gefühlt im Viertelstundentakt aus. 

Klar, ich bin bei weitem nicht der Erste, der das aufgreift, und ich werde sicher nicht der Letzte sein. Und natürlich, ich hätte statt des Wortspiels im Titel auch irgendwas mit Zauberei und Bauchreden nehmen können – denn das sind die beiden Dinge, die Tricky Niki so richtig gut kann und mit denen er sein Publikum begeistert. Da sind zum Beispiel der proletoide Schimpanse, äh, Gorilla Luigi, das laaaaangsaaaaame Faultier Diego oder der nuschelnde Bieber Justin. Oder der Mentaltrick mit den Zahlen und Gegenständen, die Tricky Niki vom Publikum ausdenken und dann erst sagen lässt, sie zunächst so aufzeichnet, dass die Art und Weise, wie er eine klare Ansage umschifft, um auf jeden Fall richtig zu liegen, schon für Lacher sorgt – bis am Ende dann doch alle Vorhersagen so korrekt sind, dass man einfach nur staunen kann.

Tricky Niki vor blauem Hintergrund
Tricky Niki (c) Maike Helbig

Das Publikum muss – oder darf? – mitmachen 

Und dann sind da die „Freiwilligen“, die er sich auf die Bühne holt. Ein Punkt, in dem das Kabarettpublikum seit jeher gespalten ist. Die einen können es gar nicht erwarten, aufgerufen und herausgebeten zu werden, während die anderen genau diesen Moment fürchten wie sonst keinen und einfach einen beschaulichen Abend im Dunkeln haben wollen, während der vom Scheinwerferlicht geblendete Künstler oben auf der Bühne für sie den Kasperl runterreißt.

Aber nicht mit Tricky Niki. Bei ihm kommt zwar nicht jeder dran, aber viele. Und das wiederum ist dann wieder beruhigend, weil die, die drankommen, wissen: Sie sind nicht alleine. Auch wenn es immer diese eine Person gibt, die sich der sympathische Wiener rauspickt, die dann auch noch seine Bauchrednerstimme bekommt – und das im Idealfall auch selbst so lustig findet wie alle anderen im Saal. Auch, weil Tricky Niki den Spagat schafft, die Auserwählten in seine Gags einzubauen, ohne sie dabei vorzuführen. 

Tricky Niki mit Handpuppe vor blauem Hintergrund
Tricky Niki (c) Maike Helbig

Fast jugendfrei

Und weil das Ganze mit wenigen Ausnahmen – siehe Luigi – jugendfrei ist, kann man getrost auch schon Volksschulkinder mitbringen. Das freut nicht nur den Künstler, sondern hilft der ganzen Szene. Denn je früher sie ihren Weg in die Kleinkunst finden, desto größer ist die Chance, dass sie dem Kabarett auch später die Treue halten. So geht Nachwuchsarbeit.

Tricky Niki, geboren 1975 in Wien, war erst Zauberer, bis er das Bauchreden für sich entdeckte. Irgendwann kombinierte er beides mit Humor als dritter Zutat für seine Programme, und seither tourt er damit durch Österreich. Sein aktuelles Programm heißt „Größenwahn“. 

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