“Wer langsam spricht, dem glaubt man nicht” heißt das aktuelle Programm des Kabarettisten. Das passt zu seinen schnellen Gedankensprüngen im 25. Bühnenjahr.
Wahrscheinlich ist Klaus Eckel der Kabarettist mit dem niedrigsten Stundensatz in Österreich. Weil man zum Preis von einer Kabarettkarte bei ihm gleich zwei Programme bekommt. Mindestens. Vermutlich sind es sogar eher drei. Zumindest fühlt es sich so an, wenn man dem mehrfach ausgezeichneten Kabarettisten (Österreichischer Kabarettpreis, Salzburger Stier, Deutscher Kabarettpreis, Stuttgarter Besen und etliche andere) zuhört, wie er nicht nur eine Pointe nach der anderen abfeuert, sondern auch noch die vielen verschiedenen Gedanken, die er mit seinem Publikum teilt, zu einem großen Ganzen verbindet.
Und so kommt es, dass Eckel einen großen Bogen spannt: Von digitalisierungs-geschädigten Kindern über reichweiten-besorgte E-Autofahrer*Innen, zu enge Flugzeugsitze und die ungerechtfertigte Missachtung des Handwerks, bis zur Frage, was sich der liebe Gott oder die Evolution (je nachdem, an wen man glaubt) eigentlich beim Hoden gedacht hat… Ohne dass auch nur der geringste Zweifel daran aufkommt, dass all diese verschiedenen Themen in ein und dasselbe Programm gehören. Man hat zwar hinterher keine Ahnung, wie er jetzt eigentlich vom Einen zum Anderen gekommen ist, aber es fühlt sich stimmig an.
Scharfsinnige Beobachtungen
Eines haben all diese Dinge gemeinsam: Sie fußen auf scharfsinnigen Beobachtungen des Kabarettisten, der in seinem 25. Jahr auf der Bühne einmal mehr beweist, dass er nicht nur körperlich eine Größe ist. Nicht ohne Grund hat der ehemalige Logistiker schon in seinem ersten Jahr als Kabarettist (2001) beim Kärntner Kleinkunstdrachen und beim Goldenen Kleinkunstnagel gewonnen.
Es folgten zehn weitere Bühnenprogramme – und eine selbstauferlegte neunmonatige Schaffenspause aus Erschöpfung im Jahr 2023. Zu viel hatte sich Eckel in zu kurzer Zeit zugemutet. Die Folge waren Tinnitus, Gleichgewichtsprobleme und Schlafstörungen. Selbst die Leidenschaft für seinen Beruf habe er verloren, erzählte er danach im Youtube-Talk “Auf dem roten Stuhl”. Davon ist jetzt nichts mehr zu spüren, wenn er wie das Rumpelstilzchen über die Bühne tobt und sich scheinbar alles von der Seele redet, was ihn beschäftigt.

Von Trotteln umgeben?
Bei genauerer Betrachtung gibt es übrigens doch ein verbindendes Element, das sich durch Eckels aktuelles Programm “Wer langsam spricht, dem glaubt man nicht” zieht: Die Trägheit. Die macht den bekennenden Hektiker besonders fuchtig. Egal ob er sich im ÖBB-Bummelzug durchs Land quält, weil er das um viel Geld erworbene Klimaticket ausfahren muss, oder ob er Europa dabei zusieht, wie es von China abgehängt wird. Für Trägheit hat er keine Geduld. Das glaubt man der kabarettistischen Schnellsprechmaschine aufs Wort. Auch, dass Eckel trotzdem manchmal bewusst langsam ist.
Nämlich wenn er in seinem VW Sharan mit 110 km/h aus Prinzip ganz links fährt, weil er die Vignette für alle Spuren bezahlt hat, und den weißen Porsche Cayenne mit deutschem Kennzeichen hinter sich auflaufen lässt. Weil man gewisse Leute einfach erziehen muss. Womöglich ist diese Langsamkeit für ihn selbst ohnehin anstrengender als für den Trottel im Porsche, der ihn von hinten anhupt und anblinkt. Hier zeigt sich übrigens Eckels eigene hohe Lernkurve: Denn in einem früheren Programm war noch er selbst der Hintermann, der seinem Therapeuten auf die Pelle gerückt ist, ihn aber nicht aus der Ruhe bringen konnte.
Wiederholung empfohlen!
Apropos Trottel – denen begegnet Eckel öfter, als ihm lieb ist. Sein Programm ist so dicht, dass einer seiner Schlussgags eigentlich durchaus ernst gemeint sein könnte. Eckel ist sich seines Images voll bewusst und streut mit Augenzwinkern ein, dass “Zuschauer die Vorstellung mit dem Handy aufnehmen und sich daheim mit halber Geschwindigkeit anhören”. Es braucht tatsächlich mehr als einen Besuch, um wirklich alles in sich aufzunehmen, was er in einen einzigen Abend hinein packt. Dann würde auch wieder sein Stundensatz stimmen.
Man sollte allerdings schnell sein, denn der Künstler spielt sein aktuelles Programm “Wer langsam spricht, dem glaubt man nicht” nur noch dieses Jahr – weil ihm schon wieder so viele Ideen für das nächste im Kopf herumgeistern.