Martin Koschs Jahrmarkt der Peinlichkeiten

Bei seinem neuen Kabarettsolo „Bauchfleck ins Fettnäpfchen“ ist der Titel Programm.

Martin Kosch schloss 2001 sein BWL-Studium ab. Und was macht man als Magister der Betriebswirtschaftslehre? Richtig: Man verdient sein Geld mit Kleinkunst. Sein aktuelles Programm Soloprogramm “Bauchfleck ins Fettnäpfchen hatte vor kurzem Premiere.

Wenn einer gut 25 Jahre Berufserfahrung hat, dann kann man davon ausgehen, dass er sein Handwerk versteht. Und dass er weiß, welche Berufskleidung am besten funktioniert. Deshalb trägt Martin Kosch auch in seinem neuen Soloprogramm “Bauchfleck ins Fettnäpfchen ein Outfit, das sich seit Jahrzehnten auf heimischen Kabarettbühnen bewährt: das kleine Schwarze – sprich: schwarzes T-Shirt, schwarze Jeans und wahlweise schwarze oder weiße Sneakers.

Aber er kann auch anders: Die ersten Minuten bestreitet er nämlich in einer pink-goldenen Glitzer-Montur mit Badehaube. Warum? Die Geschichte dazu ist abendfüllend und führt von einem Polterabend über ein Rollenspiel an der Universität bis zur Hochzeit seines 80-jährigen Onkels, die zeitgleich mit einer Einladung zum Heli-Skiing, einer Übersiedlung und dem Aufpassen auf seinen Neffen stattfindet.

Martin Kosch Bühnenfoto (c) Mathias Ziegler

Polier vs. Abrissbirne 

Wir begleiten den bald 52-Jährigen durch seinen ganz normalen Alltagswahnsinn, in dem er von einer peinlichen Situation in die nächste stolpert. Mitverantwortlich dafür sind sein innerer Polier (= das Hirn), der nicht nein sagen kann, und seine innere Abrissbirne (= das kindisch gebliebene Männerherz), die überhaupt keinen Genierer hat. Die irrwitzigen Situationen, die daraus erzählen, sind in der Erzählung lustig. Im eigenen Alltag würde man eher versuchen, sie zu vermeiden. Dabei sind sie eigentlich harmlos, doch es steckt jene Weisheit hinter Martin Koschs Plauderei, die man von ihm gewohnt ist.

Ob er mit Jugendlichen und akademischen Koryphäen ein Parkspiel spielt oder erläutert, warum für ihn als Kabarettisten ein E-Auto problematisch wäre. Ob er die Scheinheiligkeit von Amazon in Sachen Diversität aufzeigt oder übertriebene politische Korrektheit aufs Korn nimmt. Ob er sich über die Technikgläubigkeit und -abhängigkeit unserer Zeit lustig macht oder damit kokettiert, dass er BWL auf Magister studiert hat, um jetzt sein Geld mit Kleinkunst zu verdienen: Stets stecken zwischen seinen scheinbar flachen Pointen, die er mit Wortspielen verziert, auch viele Lebensweisheiten.

Ein bisschen Comedy-Zauberei

Und weil er zweifacher österreichischer Staatsmeister im Comedy-Zaubern ist, packt Martin Kosch mittendrin Spielkarten aus oder verwandelt einen Zwanziger in einen Fünfziger in eine Bankomatkarte. Einfach so, nebenbei und unaufdringlich zeigt er, was er kann. Das Publikum freut’s. Hier kommen sichtlich alle auf ihre Kosten. Die Leute unten in den Sitzreihen werden lang gut unterhalten, und auch der Künstler oben auf der Bühne hat seinen Spaß an der Sache. Vor allem, weil alle gemeinsam zwei Stunden lang das tun, was Martin Kosch in dieser Zeit fast am wichtigsten erscheint: am echten, analogen Leben teilhaben. 

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knisternde Beiträge:

"Kultur ist nachhaltig" vegan" lit oida" glutenfrei" neurodivergent" neutral" kulturell" nonbinär" geil" Hafermilch?" chaotisch" richtig" bunt" verständnisvoll" multi" direkt" ...FÜR ALLE"