Advent mit Flo & Wisch, Lilian Klebow und Gernot Haas.
Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind auf die Erde nieder, sondern es bringen auch die Kabarettist*innen ihre Weihnachtsprogramme auf die Bühne. Da wird gesungen und getanzt wie bei Flo & Wisch in „Weihnachten Last Minute“ oder gelesen und szenisch gespielt wie bei Lilian Klebow und Gernot Haas in „O Pannenbaum“.
In beiden Fällen haben sich zwei gefunden. Und in beiden Fällen ist ein Steirer dabei. Bei Flo & Wisch ist es David Krammer, der seit mittlerweile zwölf Jahren mit dem Wiener Florian Roehlich gemeinsame Sache macht, während es beim in München geborenen „Soko Donau“-Star Lilian Klebow und dem Grazer Parodiespezialisten Gernot Haas zwölf Monate sind, wie sie zu Beginn ihres ersten gemeinsamen Programms erzählen. So lange nämlich haben die beiden geprobt, bis sie sich eingestanden haben: Das mit dem geplanten Adventkonzert, das wird sich nicht ausgehen – spielen wir lieber lustige Szenen und lesen ulkige Dialoge. Dass es die richtige Entscheidung war, beweisen sie mit einem „O Tannenbaum“-Intro auf Blockflöte und Melodica, das so windschief geblasen ist, dass es selbst der Deko-Tanne am Bühnenrand die Nadeln aufstellt.
Vorweihnachtliche Geschichten, Gedichte und Dialoge
Da kommt einem unweigerlich ein Gag aus „Weihnachten Last Minute“ in den Sinn, in dem Flo vom wohligen Klang einer Blockflöte schwärmt, „wenn sie im Kamin knistert“. Aber zurück zu Klebow und Haas, die dem Quälender Instrumente mehr als zwei Stunden lang das tun, was sie einfach am besten können: Sie lesen und schauspielern sich durch einen Abend voller vorweihnachtlicher Geschichten, Gedichte und Dialoge, die von Loriots Mord im Forsthaus über Weihnachtshoroskope von Astrologin Gerda Rogers (Aszendent: Vanillekipferl) und Florian Silbereisens Adventgaudi bis zu einer Impro-Einlage auf Zuruf aus dem Saal à la „Dinner für Zwei“ reicht (bei der Premiere trafen Mundl Sackbauer Frau Knackal auf der Enterprise, und Richard Lugners Weihnachten mit Marilyn Monroe fiel aus, weil der Würstelstand geschlossen war – aber dem Publikum der nächsten Vorstellung fällt bestimmt etwas ähnlich Kurioses ein).
Ansonsten lässt an diesem Abend ein Postbeamter seine Kundin mit der Glückwunschkarte in der Hand verzweifeln, ein Ehepaar diskutiert so lange darüber, dass es sich für die Weihnachtsfeier fertig machen muss, bis es zu spät ist, und zwei Pensionistinnen sind im Geschenkerausch. Der Kabarettist und Parodist Haas zeigt dabei seine ganze Bandbreite von einem Tiroler Christkindlmarktstandler bis Dieter Bohlen, und selbst der selige Helmut Fischer ist mit dabei (wer zu jung ist, um ihn zu kennen: einfach googeln; den legendären Dackelblick hört man Haas richtig an). Aber seine Bühnenpartnerin steht ihm um nichts nach, denn Klebow wechselt elegant zwischen den diversen Dialekten, wenn sie die Dame aus gutem Hause gibt, auf „treudoofes Blondchen“ macht oder aber gemeinsam mit Haas eine gefühlte Viertelstunde lang einen Witz nicht und nicht zur Pointe bringt. Es macht richtig Spaß, das mitzuerleben. Denn viele vermeintlich flache Kalauer, die an diesem Abend zu hören sind, sind letztlich bitterböse, entlarvende Satire.
Der Grinch am Keyboard
Das Gleiche gilt für Flo & Wisch, die ebenfalls das tun, was sie am besten können: Sie verpassen bekannten Liedern neue Texte, die manchmal etwas seicht wirken, fast immer jugendfrei sind – und doch einen gewissen Biss haben. Ob selbstgebastelte Kindergeschenke, Firmenweihnachtsfeiern oder die Mutter aller Skiurlaubslieder von Wolfgang Ambros: Die beiden finden zu allem eine passende Parodie. Und wirklich doppelbödig ist ihr Lied über Donald Trump und die Frauen, das nicht nur einen provokanten Text hat (so will der US-Präsident unserer Klimaschutzministerin einen Vibrator mit Tesla-Motor von Elon Musk schenken), sondern dem auch noch ausgerechnet jenes Santa-Claus-Lied als musikalische Grundlage dient, in dem es im Originaltext gleich zu Beginn heißt: „You better watch out . . .“ – was man mit „Passt besser auf . . .“ übersetzen kann. Ein sinnvoller Grundsatz nach dieser US-Wahl.
Trotzdem herrscht im Programm eine gewisse feierliche Grundstimmung, die freilich immer wieder von Flo durchbrochen wird. Denn während Wisch sich gar nicht entscheiden kann, was an Weihnachten ihm am besten gefällt, weil einfach alles so schön ist am Fest der Liebe und der Familie, lässt Flo den Grinch raushängen. Aber so richtig. Und sein Humor, der trockener ist als die Nordmanntannennadeln am 6. Jänner, ist ein wunderbarer Kontrapunkt zu Wischs Schwärmerei. Dazu kommt sein rockiges Keyboardspiel, das ihn und seinen Bühnenpartner durch den Abend trägt. Mit der Blockflöte hätte das wahrscheinlich nicht so gut funktioniert. Deshalb passt es schon, dass die im Kamin gelandet ist – auch wenn das Klavier länger brennen würde.