Superstar, Virtuose und Rockidol: vor 265 Jahren wurde Wolfgang Amadeus Mozart in Salzburg geboren. Vom Wunderkind zu Opern- und Sauf-Liedern, unser österreichischer Vorzeigekomponist hat so ziemlich alles abgedeckt – inklusive Ritterorden direkt vom Papst.
Mozart das Wunderkind
1756 wurde Wolfgang Amadeus Mozart als Sohn eines Komponisten und Geigers in eine Musiker-Familie hineingeboren und kam von klein auf mit Musik in Berührung. Es dauerte nicht lange bis sein Talent sich blicken ließ:
Mit vier Jahren begann er Klavier zu spielen, mit fünf komponierte er seine ersten Stücke und hatte seinen ersten öffentlichen Auftritt. Mit sechs Jahren ging er mit seiner Familie auf die erste Tournee, mit acht schrieb er seine erste Symphonie und mit elf Jahren erhielt er den ersten Auftrag, eine Oper zu schreiben („Apollo et Hyacinthus„). Diese erste Oper wurde zwar nicht aufgeführt, festigte aber den Ruf des Wunderkindes. 1781 hatte Mozart dann endlich seinen Durchbruch mit der Oper „Idomeneo„, die in München uraufgeführt wurde.
Wunderkind, ok – aber Popstar?
Mozart bekam zwar keine Platinplatten oder Grammys für seine Werke, erfüllt aber trotzdem nahezu alle Kriterien, die einen Star ausmachen. Internationale Tourneen, hysterische Fans, populäre Werke, Affären, (Spiel-)Sucht und schließlich auch damit einhergehende Geldprobleme. Hätte Mozart zu seiner Zeit die Reichweite nutzen können, die wir heute durch das Internet und Social Media haben, würde er wohl als Influencer durchgehen. Aber auch ohne Instagram-Fame wurde viel von Mozart geschwärmt, zum Beispiel von unserem Lieblingsdichter aus Schulzeiten, Johann Wolfgang von Goethe:
Eine Erscheinung wie Mozart bleibt immer ein Wunder, das nicht weiter zu erklären ist.
Johann Wolfgang Goethe (deutscher Dichter, 1749-1832)
Damals gab es keine Award-Shows oder so große Festivals wie heute, bei denen die Popstars gefeiert werden. Zu Mozarts Zeiten war die wohl größte Errungenschaft eine Festanstellung an einem Hof (in diesem Fall die Bezeichnung für den Wohnsitz eines Fürsten und dessen Familie, siehe Hofstaat). Auch wenn der freiheitsliebende Mozart sein ganzes Leben damit verbracht hat, eine Festanstellung zu vermeiden, wurde er 1772 zum Konzertmeister der Salzburger Hofkapelle ernannt.
Mozart im Ritterorden
Apropos Auszeichnungen! Natürlich gab es da noch ein bisschen mehr, als eine Festanstellung: Mozart hat zum Beispiel nicht nur eine Auszeichnung als Dirigent (in Verona) und eine als Komponist (in Bologna) bekommen, er wurde auch 1770 von Papst Clemens XIV zum „Ritter vom Goldenen Sporn“ ernannt. Dieser Ritterorden ist der zweithöchste Orden für Verdienste um die römisch-katholische Kirche und wurde damals vorwiegend an Künstler und Architekten verliehen. Im Gegensatz zu anderen hat Mozart seinen Titel nie geführt. Andere Ordensträger waren zum Beispiel die Komponisten Franz Liszt und Christoph Willibald Gluck.
Sturm & Trank: Seine Zeit als Popstar und Rockidol
In seinen nur 35 Lebensjahren komponierte Wolfgang Amadeus Mozart ca. 1.060 Werke, unter anderem Opern und zahlreiche Stücke für Kirchenmusik, Klavier, Orchester und Orgel. Außerdem schrieb Mozart auch eine Vielzahl an Liedern und Kanons – die wohl amüsantesten sind heutzutage (leider) nicht ganz so bekannt. So schrieb Österreichs Wunderkind einige Stücke mit nicht jugendfreien Liedtexten, Schimpfwörtern und eindeutig zweideutigen Wortspielen. Unter anderem „Oh, du eselhafter Martin“ (1788, KV 560a/b) und „Bona nox! Bist a rechta Ox!“ (1788, KV 561). Auch sehr schön ist folgendes Meisterwerk:
Wolfgang Amadeus Mozart hatte noch etwas mit anderen Popstars gemeinsam: von seinem doch sehr guten Einkommen blieb ihm fast nichts übrig. Sei es für Spielschulden, einen teuren Lebensstil, oder um andere Hobbies von sich und seinem „Stanzerl“, seiner Ehefrau Constanze, zu bezahlen. Mozart musste sich sogar Geld von Freunden und Bekannten ausleihen. Übrigens, ist mit „doch sehr guten Einkommen“ ein geschätztes Jahreseinkommen von 10.000 Gulden, umgerechnet ca. 250.000 Euro gemeint (Schätzung der Biografin Dorothea Leonhart).
Come and rock me, Amadeus!
Er war ein Punker und er lebte in der großen Stadt. Es war Wien, war Vienna, wo er alles tat. Er hatte Schulden, denn er trank, doch ihn liebten alle Frauen. Und jede rief: „Come and rock me Amadeus!“
Falco, „Rock me Amadeus“ (1985)
Es heißt immer wieder, Mozart sei ein Frauenheld gewesen. Wenn wir uns aber auf verschiedene Quellen verlassen, so hat unser Wunderkind nicht wahnsinnig gut ausgesehen: 1.50 Meter groß, bleiche Haut, ein übergroßer Kopf mit einer breiten Nase. Dafür hatte Mozart wohl schöne Hände und Haare, war gut gekleidet, konnte sich benehmen und hatte einen großartigen Humor sowie eine unerschöpfliche Begeisterung für Vulgäres. Diese Mischung dürfte dann wohl doch viele Frauen überzeugt haben. So sagte er einmal über seine vielen Groupies und Liebschaften:
Wenn ich alle heyrathen müsste, mit denen ich gespasst habe, so müsste ich leicht 200 Frauen haben.“
W.A. Mozart in einem Brief an seinen Vater, 25. Juli 1781
Das Erbe einer Legende
Talente sterben oft jung – und wie es bei Superstars so ist, feierte man Mozart nach seinem frühen Tod mehr als zu Lebzeiten. So versammelten sich ein paar Tage nach seinem Ableben zum Beispiel rund 4.000 Menschen bei der St. Niklaskirche in Prag, um Mozart die letzte Ehre zu erweisen. Mozarts Leichnam ist übrigens heute nicht mehr auffindbar: er wurde auf dem St. Marxer Friedhof ohne Publikum in einem Mehrpersonengrab begraben. Als seine Frau Constanze 17 Jahre später zum ersten Mal die Grabstätte besuchte, war das Grab aufgelassen.
Der Popstar W.A. Mozart hat nicht nur sein Lebenswerk als Erbe hinterlassen. Inzwischen besitzt die Marke Mozart einen Marktwert von mehreren Milliarden Euro. Von der Mozartkugel bis hin zu Denkmälern, Festspielen, landesweiten Themenwochen, Musicals und Verfilmungen, nach rund 265 Jahren ist Mozart nach wie vor einer der bekanntesten Komponisten unserer Welt. Wenn ihn das nicht zum Popstar macht – was dann?
* kulturknistern Info Post *
Die meisten Stücke Mozarts, inklusive der Werke mit seinem sehr eigensinnigen Humor, schrieb Ludwig Ritter von Köchel im 19. Jahrhundert in einem Verzeichnis zusammen ("Köchelverzeichnis"). Deshalb sind nach den Werknamen bei Mozart auch die Buchstaben „KV“ und eine Nummer angegeben - das ist die Reihung dieses Stückes im Köchelverzeichnis. Einige Werke sind leider verschollen, es kommt aber immer wieder vor, dass etwas auftaucht. Neue Funde werden weiterhin nachträglich im Köchelverzeichnis ergänzt.